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4-Zylinder-Viertakt in Reihe
Hubraum: 1438 cm3 bis 1756 cm3
Leistung: 90 - 118 PS
Höchstgeschwindigkeit: 170-185 km/h
Verbrauch: ca. 9-12 l/100 km
Gesamtproduktion: 279.672 |
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Fiat 124 Sport Coupé
(1967-1975)
Mitte der 60er Jahre
blickte man in Turin neidisch nach Mailand: Alfa
Romeo hatte mit dem Giulia Sprint GT das
Traumauto einer ganzen Generation auf den Markt
gebracht. Dieser Romeo hatte einfach alles, was
die Turiner nicht bieten konnten: Temperament,
Leidenschaft und innovative Technik. Doch
nachdem 1966 Giovanni Agnelli – ein
passionierte Fahrer schneller Sportwagen –
das Steuer bei Fiat übernommen hatte,
sollte sich dies schlagartig ändern: 1967
gab es eine sensationelle Doppelpremiere auf dem
Genfer Autosalon. Neben dem hinreißenden
(und gleichermaßen unerschwinglichen) Fiat
Dino stand das brandneue Fiat 124 Coupé.
Anders als beim ein Jahr zuvor
präsentierten Spider, dessen Design von
Pininfarina stammte, war das Coupe vom
hauseigenen Centro Stile eingekleidet worden.
Das war kein Nachteil: Die Fiat-Designer hatten
ein formschönes, elegantes Coupé
kreiert. Die Basis bildete die Bodengruppe der
Fiat 124 Limousine, die für das Coupé
um 8,5 Zentimeter verlängert wurde. Anders
als mancher Konkurrent bot es auch vier Personen
Platz, sodass man beim 124 Coupé von einem
echten Gran Turismo sprechen konnte. In Sachen
Ausstattung hob sich das Coupé deutlich von
der weniger luxuriösen 124 Limousine ab:
Alle Modelle verfügten vorne und hinten
über Scheibenbremsen, das
Scheibenwischerintervall ließ sich
stufenlos regeln, Zusatzinstrumente informierten
über Öldruck und Wassertemperatur.
Optional waren ein Radio, Colorverglasung und
eine heizbare Heckscheibe, später sogar
eine Klimaanlage erhältlich. Unter der
Haube saß das bereits aus dem Spider
bekannte 90 PS starke 1438 ccm Triebwerk mit
zwei obenliegenden Nockenwellen und
Zahnriementrieb. Seine Kraft wurde über ein
Vierganggetriebe (ab Ende 1967 optional
fünf Gänge) an die Hinterräder
weitergegeben.
Im Sommer 1967 stand das 124 Coupé auch in
Deutschland in den Ausstellungsräumen der
Fiat-Händler. 9980 Mark kostete der Wagen
anfangs. Das waren knapp 400 Mark mehr als der
BMW 1600-2
, aber gut 2000 Mark weniger als der
Alfa Romeo GT. Das Lancia Fulvia Coupé
kostete immerhin noch 10.600 Mark. In der Klasse
der Sportcoupés war das neue Coupé
also ein hervorragendes Angebot. Die auto motor
und sport sprach gar von einem
„viersitzigen Preisbrecher“. Auch in
anderen Ländern kam das Fiat 124 Coupé
gut an: In den USA und in Großbritannien
als Rechtslenker verkaufte es sich
prächtig.
Nach nur zwei Jahren lancierten
die Turiner jedoch bereits 1970 eine Neuauflage
des Fiat 124 Coupés. Die intern BC genannte
Serie kam mit optisch weit reichenden
Modifikationen daher, die dem Coupé eine
bulligere Optik verliehen, ohne jedoch dessen
sportlich-elegante Linie zu verwässern.
Dazu ersetzten die Designer die
Einzelscheinwerfer an der Front durch
Doppelscheinwerfer, der
Aluminium-Kühlergrill wich einem schwarzen
Kunststoffgrill mit Wabenmuster. Um neuen
Sicherheitsbestimmungen zu genügen, kamen
am Heck nun größere Rückleuchten
zum Einsatz. Sie wurden übrigens
später auch am Lamborghini Uraco verbaut.
Erstmals bot Fiat das Coupé nun wahlweise
mit einem 110 PS starken 1, 6 Liter-Motor an,
der dem Leichtgewicht (Leergewicht: 955 kg)
hervorragende Fahrleistungen verlieh. Das war
eine echte Kampfansage in einer Zeit, in der
sich sportliche Coupés wie der Karmann-Ghia
mit asthmatischen 50 PS begnügen mussten.
Spätestens jetzt spielte das Coupé in
einer Liga mit dem Alfa Romeo Bertone
Coupé, dem Audi 100 Coupé oder dem
Ford Capri I 2300 GT. In einem Test im Dezember
1969 schrieb die Zeitschrift hobby über den
neuen Motor verzückt: „Das ist ein
Motor, der den Kenner entzückt: zwei
obenliegende Nockenwellen und eine raffinierte
'Gasanstalt', von der gepolsterten Motorhaube
wie ein Schmuckstück in der Schatulle
verwahrt.“ Gleichwohl wählten viele
Kunden gezwungener Maßen den kleineren
Motor – freilich ungewollt. Denn in den
Fiat-Werken kam es in jener Zeit immer wieder zu
Streiks. Die Legende besagt, dass die Arbeiter
im proletarischen Geist die Herstellung der
großen bourgeoisen Triebwerke
boykottierten. So mussten Kunden entweder lange
warten – oder auf das schwächer
motorisierte Coupe zurückgreifen. Vom
Coupé der zweiten Serie, dessen Design als
am ausgewogensten gilt, entstanden bis Ende 1971
gut 70.000 Einheiten. Dazu kamen 9704 Exemplare,
die in Lizenz bei Seat produziert wurden. Dann
war auch hier Schluss – die dritte und
letzte Serie, intern CC genannt, betrat die
Bühne. An diesem schieden sich die Geister:
Die Front wirkte mit ihren eingezogenen
Doppelscheinwerfern und dem tiefer sitzenden
Grill wenig harmonisch. Während sich an der
Seitenlinie kaum etwas geändert hatte,
waren die Leuchten am Heck nun senkrecht
angebracht, der Kofferraumdeckel öffnete
sich bis zur Oberkante der Stoßstange, was
eine niedrigere Ladekante mit sich brachte.
Unter der Haube tat zunächst der 1608 ccm
Motor aus dem Fiat 132 mit gerade einmal 104 PS
seinen Dienst, ab 1972 war ein 1756 ccm
Triebwerk mit immerhin 118 PS erhältlich.
Ende 1975 stellte Fiat die Produktion des Fiat
124 Coupé ein. Bis dahin waren 279.672
Exemplare entstanden, nimmt man alle drei Serien
zusammen. Der Spider wurde zehn Jahre
länger produziert, kam aber
„nur“ auf 198.000 Stück.
Bis
heute haben nur sehr wenige Exemplare des
„Dino des kleinen Mannes“, wie
Medien das Fiat 124 Sport Coupé gerne
nannten, überlebt. Denn auch wenn sich
der Wagen seinerzeit gut verkaufte, kam er doch
nur aus Turin – und nicht aus Mailand.
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Fiat 124 Sport Coupé im Angebot bei Autoscout24
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